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Laudatio von Peter Hauenstein für Gabriele Leberl, St. Jobst, 16.09.2018

Was beliebt...

Das Thema dieser Ausstellung klingt zunächst wie eine Einladung zu einer Kunstmesse oder auf einem Markt. Die Botschaft hinter dem Tiel heißt: Bitte wählen sie, suchen sie sich etwas aus. Das künstlerische Angebot steht vor ihnen.

Das ist vollkommen richtig so, denn eine Ausstellung geht ja vor allem an die Adresse des Betrachters. Die Entscheidung was gefällt oder was beliebt, wird nicht nur nach fachlichen Kriterien getroffen, sondern nach Vorlieben, nach persönlichen Geschmack oder aus dem Bauch heraus.
Daher ist die Angebotspalette der Künstlerin in diese Richtung zu verstehen: Nicht alles, wie in einer Werkschau wird präsentiert sondern gezielt eine Eingrenzung auf Arbeiten in vier verschiedenen Techniken.

Diese Techniken will ich kurz umreisen. Da ist zum einen die Lasurmalerei mit Öl und Eitempera: Fasziniert von der Leuchtkraft der Gemälde alter Meister und der realen Anmutung durch den Einsatz von Licht und Schatten, fragte sich Gabriele Leberl, wie solche Bilder entstanden sind. Eingeweiht in die Geheimnisse der Maltechnik, gestaltet sie nun selbst verschiedene Motive auf diese Weise: Die Rückseite eines alten Bilderrahmens dient als Pinnwand, an der Erinnerungsstücke befestigt sind. Zum Beispiel Briefmarken, eingeklemmt zwischen Holzecken und Banknoten, angeklebt mit gemaltem Tesafilm.

Die Radierung
ist eine alte Drucktechnik aus dem 16. Jahrhundert. Überwiegend zeigt die Künstlerin hier Motive aus der Tierwelt.

Einige Bilder sind mit farbintensiven Pastellkreiden gemalt. Mit dem Finger vorsichtig verwischt, entstehen samtweiche Übergänge.

Leberl experimentiert auch gerne mit Acryltechnik
So erzeugt sie aus Marmormehl und Binder die optische Struktur von rustikalen Holzplanken, die anschließend mit Acrylfarben bemalt werden. Sie finden aber auch viele gegenständliche Abbildungen und alte Stadtansichten, veredelt mit Rost und Patina, in dieser Ausstellung.

Sie sehen, Leberl ist eine vielseitige Künstlerin die mit vielen Facetten der Kreativität gesegnet ist.

Immer wieder taucht in ihren Arbeiten der Werkstoff Holz auf. Leberl hat nach dem Abitur eine Schreinerlehre absolviert. Daher der Bezug zum Handwerk, zu technischen Genauigkeit und zur Detailtreue die sich in vielen Arbeiten zeigt.

Ebenso findet man in ihren Arbeiten die Liebe zu alten Dingen, die zum Teil fotorealistisch wiedergegeben werden. Alte Bücher, Postkarten, Geldscheine und andere Dinge , die in ihrer Familie einen bestimmten Wert haben. Sie stehen als Platzhalter für Erinnerungen oder besondere Werte. Diese Kompostionen sind für den Betrachter wie ein Streifzug durch mehrere Zeitalter. Beginnend mit den Techniken alter Meister aus dem 16. Jahrhundert, die ihre Bilder düster und bedeutungsschwer anlegten.

Symbolismus und zeitgeschichtliche Andeutungen vermengen sich in den Bildern der Künstlerin mit Gegenständen der Gegenwart.

Fotorealismus trifft auf Surrealismus. Geschichten werden in Bildern erzählt, die mich an Filme mit Harry Potter erinnern. Die Eule als Symbol der Weisheit taucht hier mehrmals bei Leberl auf. Zwar nicht als Harrys Hedwig, sie findet sich aber symbolträchtig in einer Nische der Ausstellung wieder.

Ihre Titel der Arbeiten in Öllasurtechnik sind daher auch sehr aussagekräftig: Die Entdeckung alter Schätze, Verzerrung der Wirklichkeit, Die magische Sieben, Entstehung der Künste oder Gegensätze des Seins. Leberl bemüht sich, allen Arbeiten einen für sie passenden Titel zu geben. Das kann manchmal in die Irre führen, muss es aber nicht. Arbeitstitel sind immer Hinweise auf die Gedanken des Künstlers und geben Einblick in die Motivation seines Schaffens. Wer das nicht möchte, stellt seiner künstlerischen Arbeit keinen Titel voran.

Immer wieder tauchen auch ihre eigenen Urlaubserinnerungen in ihrer Malerei auf. Muschel am Strand, Taschenuhr des Großvaters. Schildkröte. Leberl malt intuitiv was sie bewegt. Das kann auch mal eine Radierung sein, in der sie dem Vogel Strauß einen Clubschal umbindet. Eine kleine Anspielung auf den 1. FCN charmant auf Büttenpapier abgedruckt.

Es gibt bei der Künstlerin keine klaren und abgegrenzten temporären Schaffensperioden wie bei manchen anderen Künstlern. Leberl ist flexibel und pendelt locker zwischen den Genres. Das erfordert eine hohe handwerkliche Kompetenz und eine stilsichere Umsetzung der künstlerischen Idee.
Gerade neuere Arbeiten in Mischtechnik mit dem Titel Symphonie in Rot sind völlig anders konzipiert, sehr abstrakt angelegt und durch die Schichtungen ungemein spannend und lebendig.

So ist auch die Ausstellung hier in St. Jobst als Konzeptschau zu verstehen, als spannende Präsentation vier unterschiedlicher Stile, mit einer Botschaft:
Kunst macht Freude
So steht es auch auf ihrer Hompage im Logo.

Was Leberl bewegt, ist die intuitive Lust am Augenblick. Lust und Freude an der Malerei mit versteckten Botschaften aber ohne erhobenen Zeigefinger. Erlaubt ist was gefällt.

Freude an der Malerei, Lust an Form und Farbe und ein großer experimenteller Antrieb ist nicht der schlechteste Beweggrund eines Künstlers. Leberl hat es geschafft sich zu etablieren und mit ihren vielfältigen Arbeitstechniken durch diese authentische Formel zu überzeugen. Sie deutet an, dass sie sich von einer Technik zur anderen leiten lassen kann und sie ist immer gut für phantasievolle und überraschende, neue Kunstwerke.

Die Erlanger Künstlerin Chris Engels, eine feinsinnige und ausdruckstarke Malerin hat sich einmal bei einer Ausstellungseröffnung mit dem Satz vorgestellt: Ich mal halt gern!

So trivial und einfach dieses Statement klingt, birgt es doch die Wahrheit in sich. Ich denke das ist genau die Kernaussage, die am Beginn jedes Schaffens stehen sollte: Das man was man tut, soll man gerne und voller Überzeugung tun.

Liebe Gabriele ich wünsche Dir, dass Du Deinen künstlerischen Weg weiter so mutig und voller Überzeugung und Freude fortsetzt.

Vielen Dank für Deine vielseitige Ausstellung hier in St. Jobst.